Um viel Erfahrung reichere Gewinner

Cross Innovation Class fand erfolgreichen Abschluss bei der Prototypen-Übergabe.

Ein Semester lang gemeinsam mit Studierenden anderer Hochschulen an smarten Produktideen anhand realer Kundenanforderungen tüfteln: Dieses Projekt der ersten Cross Innovation Class in der Metropolregion Hamburg ist Ende Januar mit einer öffentlichen Abschlusspräsentation zu Ende gegangen. „Alle Beteiligten haben einen gewaltigen Lernprozess hinter sich“, so Prof. Ulrich Hoffmann, Initiator der Cross Innovation Class. „Gleichzeitig haben alle zu einem EU-Forschungsprojekt beigetragen, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, wie Interdisziplinarität funktionieren kann“, erläuterte Hoffmann weiter.

Hoffmann ist Professor für Informatik an der Fachhochschule Wedel und Leiter des Studiengangs Smart Technology. In diesem Bachelor-Studium lernen die Studierenden ab dem ersten Semester gemeinsam in Projekten technische Aufgabenstellungen zu lösen. Der Anteil des projektorientierten Arbeitens nimmt stetig zu. Im fünften Semester steht das erste größere Smart Technology Projekt an. Dafür suchte Hoffmann im Herbst 2017 Projektpartner und wandte sich an die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Seit 2016 gibt es dort den Cross Innovation Hub, der in der Frühphase von Innovationsprozessen Unterstützung leistet und die Kreativwirtschaft mit angrenzenden Branchen verknüpft. Für Hoffmann bot sich im Cross Innovation Hub ein Pool an hilfreichen Kontakten für das Spannen eines Netzwerks zur Initiierung von zukunftsweisenden Studierendenprojekten.

Die Kreativ Gesellschaft stellte die Verbindung zu weiteren Hochschulpartnern, der Leuphana Universität Lüneburg und der AMD Akademie Mode & Design in Hamburg, her. Zudem holte sie die Hamburger Kommunikationsagentur BrawandRieken Communications als Mentor an Bord. BrawandRieken konnte aus dem eigenen Kundenstamm den Verpflegungsdienstleister apetito, den Kartoffelchipshersteller HeiMart und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger für das Projekt gewinnen. Mit diesem Rückhalt und insgesamt 27 Studierenden aus den Studiengängen Smart Technology (FH Wedel), Produktdesign (AMD Akademie Mode & Design) und Digital Media (Leuphana Universität) fiel im Oktober 2018 der Startschuss für die erste Cross Innovation Class in der Metropolregion Hamburg.

Es bildeten sich fünf Teams zu jeweils eigenen Aufgabenstellungen – jedes interdisziplinär aus allen drei Studienrichtungen besetzt. Gemeinsam durchliefen die Teams einen spannenden Design Thinking Prozess. Die Kunden hatten einen eher groben Themenbereich abgesteckt, aus dem es die spezifischen Anforderungen herauszulösen und die Methodik, etwa aus dem Bereich der Kreativitätstechniken, in der Praxis anzuwenden galt. Für die Studierenden zeigte sich insbesondere die zielführende Kommunikation innerhalb der Projektgruppen als Herausforderung. „Unsere bisherige Projekterfahrung aus dem Studium war für uns ein großes Plus“, sagte Smart Technology Student Malte Petersen.

Bei der Abschlussveranstaltung am 31. Januar 2019 präsentierten die Teams ihre Projektergebnisse und Produkt-Prototypen im Rahmen einer Pitch-Situation und stellten eindrucksvoll unter Beweis, wie sie ihre unterschiedlichen Kompetenzen konstruktiv miteinander verknüpften und die Nutzerperspektive ganzheitlich in den Entwicklungsprozess neuer Produkte einbezogen hatten. Zum Abschluss wurde jedes Team für eine Stärke ausgezeichnet und ein Team erhielt zusätzlich einen Sonderpreis für die größte Zustimmung aus dem Publikum.

Preis für die beste technische Umsetzung und Publikumspreis für "Seenotretter"

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hatte die Aufgabe gestellt, die Bekanntheit in der jungen Zielgruppe zu steigern und die Spendenbereitschaft zu erhöhen. Im Hintergrund der Aufgabenstellung stand die Kiellegung eines neuen Schiffs "Hamburg" am 30. März 2019 am Jungfernstieg. Hierfür entwickelte das Team einen Spieleautomaten im Design eines Seenotkreuzers. Gegen Münzeinwurf als Spende startet das interaktive Spiel und versetzt den Spieler in die Aufgabe der Seenotretter, untermalt von Schiffshupen.

Preis für die beste interdisziplinäre Zusammenarbeit für "Dezibel-Bauer"

Bei dem "Dezibel-Bauer" geht es um die Geschichte von Heiner und Martin, zwei Landwirten aus Niedersachsen mit einer Vorliebe für Kartoffeln und Chips als Endprodukt. Sie forderten für die Marke "Krosse Kerle" eine neuartige und nachhaltige Verpackung inklusive Storytelling ein. Herausgekommen ist der "Dezibel-Bauer": ein Messgerät, das die Lautstärke des Krachens der krossen Chips beim Verspeisen misst und etwa auf Partys zum Spaßfaktor wird. Der "Bauer" ist eine aufstellbare Figur, die das Messgerät umhüllt. Zum Set gehört eine sechseckige Party-Schale, die die Geschichte von Heiner und Martin in einem Comic auf der Packung lebendig werden lässt. Auf schlecht recycelbare Folien wurde für die wiederverschließbare Verpackung bewusst verzichtet.

Preis für die beste Sound Integration für "Erntebox"

Auch das Team "Erntebox" befasste sich mit den "Krossen Kerlen", fokussierte aber primär die Geschichte der Kartoffel vom Feld in die Chipstüte. Um diesen Weg des Naturprodukts im "Ernten" insbesondere am Point of Sale für die fünf verschiedenen Sorten der Marke erlebbarer zu machen, wurde eine interaktive "Erntebox" entwickelt. Sie umfasst fünf Behälter für Chipstüten, verschlossen mit einem Deckel und eingebauten Sensoren, welche beim Anheben der Deckel ausgelöst werden, sodass ein Sound abgespielt wird, vorstellbar wie eine "Chips-Orgel". Eingefasst ist die "Erntebox" in Jute und die Deckel zieren künstliche Kartoffelpflanzen.

Preis für das beste Design für "Tito"

"Tito" ist ein intelligenter Trinkbecher, der insbesondere Senioren an das regelmäßige und ausreichende Trinken erinnern soll. "Tito" leitet sich ab von apetito. Ein Kernsegment dieses Verpflegungsdienstleisters ist die Verpflegung von Senioren. So sollten smarte Lösungen mit Servicenutzen für die Senioren und deren Angehörige gefunden werden. Einen Mehrwert sah die Studierendengruppe in einer Lösung für das Problem der Dehydration. Der intelligente Trinkbecher überwacht und dokumentiert das Trinkverhalten anhand eines Gewichtssensors. Wurde etwa gerade Trinkwasser eingefüllt, leuchtet bestätigend LED-Licht auf. Verschiedene Farben symbolisieren unterschiedliche Situationen in Bezug auf das Trinken. Zusätzliche Signale werden per Sound vermittelt.

Preis für den besten Pitch für "Tavoletta"

Auch das Team "Tavoletta" befasste sich mit den Herausforderungen, vor denen Senioren in ihrem Alltag stehen. Im Fokus ihrer Herangehensweise standen die Einsamkeit und die eingeschränkte Mobilität der Älteren sowie der Wunsch nach gesunder Ernährung. Entwickelt wurde ein smartes Tablett, das den Kunden über integrierte Zusatzfunktionen wie eines Türöffners oder eines Kommunikationstools deutlich mehr Komfort über die Mahlzeit hinaus ermöglichen kann. Das Konzept des klassischen "Essen auf Rädern" wurde ganzheitlich hinterfragt und neu durchdacht.