Das Team „Cariosity“ der Fachhochschule Wedel hat sich gegen 16 internationale Teilnehmergruppen durchgesetzt und zieht unter den besten acht ins Finale ein.
Es ist eine richtige Rennstrecke, die im Miniaturformat im Untergeschoss der FH Wedel aufgebaut ist: Auf grauen Filzmatten sind weiße Fahrbahnmarkierungen eingezeichnet, es gibt Kurven, Häuser aus Pappe, Schilder und Zebrastreifen. Hier tüftelt seit Monaten eine Gruppe Studierender am autonomen Fahren von morgen. Für den Audi Autonomous Driving Cup (AADC) entwickeln sie Software für ein autonom fahrendes Hightech-Modellauto. Die Studierenden aus Informatik und IT-Ingenieurwesen programmieren ihr Testfahrzeug so, dass es sich sicher im Straßenverkehr bewegt: So muss es ein- und ausparken können, eine Kreuzung erkennen oder sich ohne Zusammenstöße in fließenden Verkehr einfädeln.
Neben dem Parcours hat sich das Team ein kleines, mobiles Büro eingerichtet. Auf grauen Tischen stehen die Rechner, an denen sie arbeiten. Hier schreiben sie den Code für das Fahrzeug und basteln an der Software-Architektur. Das blaue Modellauto von Audi steht neben einem der Rechner und hat den Maßstab 1:8. Das Verdeck ist abgeschraubt, ein großes Durcheinander an Kabeln ist sichtbar.
Mit künstlicher Intelligenz zum Auto von morgen
Eine Barbiepuppe liegt vor einem Fußgängerüberweg auf dem Boden. „Das ist unsere Fußgängerin“, erklärt Felix Maaß, der IT-Ingenieurwesen im Bachelor studiert. Er zeigt auf die Puppe mit den blonden Plastikhaaren und dem pinkfarbenen Minikleid. „Unser Auto muss bei einem Zebrastreifen erkennen, ob die Strecke frei ist oder ob jemand die Straße überquert“, erklärt er. Außerdem muss das Auto erfassen, ob nur ein Mülleimer an der Straße steht oder eine Person die Fahrbahn betritt. Es muss also zwischen Objekten und Personen unterscheiden. Lea Morschel studiert im Bachelor Informatik und erklärt: „Unser Auto verfügt über einen Laserscanner, der Objekte wahrnimmt und deren Abstand zum Auto misst. Durch künstliche Intelligenz, genauer gesagt ein neuronales Netz, hat das Auto gelernt, zwischen Personen und Objekten zu unterscheiden. Dafür wurde es zuvor mit verschiedenen Bildern von Menschen und Objekten ‚gefüttert‘.“ Ein neuronales Netz funktioniert ähnlich wie die Neuronen unseres Gehirns, die mit anderen Nervenzellen Verbindungen eingehen, wenn wir etwas lernen. Auch das Fahrzeug lernt dazu, je mehr Bilder es erkennen kann.
Die Sache mit der Barbie
Beim Qualifying in Ingolstadt hatte das Fahrzeug des Wedeler Teams die Puppe noch vor sich hergeschoben, statt rechtzeitig abzubremsen. Das soll beim Finale anders werden. „Da müssen wir noch ran“, sagt Maaß. Der kleine Fehler änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sich das FH-Team für das Finale Mitte November qualifizierte, bei dem die besten acht Teams gegeneinander antreten werden. Die Gruppe ist sichtlich stolz. Denn ihre Konkurrenten haben zum Teil schon im vergangenen Jahr am Wettbewerb teilgenommen und verfügen so über einen enormen Wissensvorsprung. Andere Teams bestehen aus weitaus erfahreneren Masteranden oder sogar Doktoranden. Das Wedeler Team hingegen setzt sich fast nur aus Bachelor-Studierenden zusammen und ist somit das Jüngste.
Finale – es gibt noch viel zu tun
Beim Finale Mitte November werden weitere Schwierigkeiten hinzukommen, die gemeistert werden müssen: beispielsweise eine Fahrbahnverengung, eine Tunnelfahrt oder Erschwernisse wie Schnee auf der Fahrbahn. Außerdem muss ihr Fahrzeug bis dahin Rettungsfahrzeuge erkennen und rechtzeitig rechts ranfahren. „Zusätzlich müssen wir beim Finale einen wissenschaftlichen Vortrag halten und eine „Kür“ abliefern“, sagt Junginformatiker Maximilian Hamminger. Die „Kür“ ist ein innovatives und kreatives zusätzliches Feature. Denkbar wäre eine App, mit der man das Auto zu sich holen kann, nachdem man einkaufen war und das Fahrzeug irgendwo in der Nähe abgestellt hatte. Momentan diskutieren sie mögliche Ideen – „die sind jedoch allesamt noch streng geheim.“
Das Team, v.l.n.r.:
- Frauke Jörgens (Master Informatik)
- Lea Morschel (Bachelor Informatik)
- Franz Wernicke (Bachelor IT-Ingenieurwesen)
- Maximillian Hamminger (Bachelor Informatik)
- Felix Maaß (Bachelor IT-Ingenieurwesen)