Fachkonferenz "Digital und sicher?!"

Der 1. Informationssicherheitstag an der FH Wedel war ein voller Erfolg.

Der Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Hamburg und die Fachhochschule Wedel luden für den 12. September 2017 zu einer eintägigen Tagung ein. Die Fachkonferenz „Digital und sicher?! Herausforderungen an die Informationssicherheit von Versicherungsunternehmen“ rückte die Veränderungen durch die Digitalisierung in der Branche in den Fokus.

Versicherungen verarbeiten eine große Anzahl hochsensibler Daten. Auch als kapitalstarke Institutionen sind sie als lukratives Angriffsziel durch Cyber-Kriminelle gefährdet. Vor welchen Herausforderungen stehen Versicherungsunternehmen heute im Hinblick auf ihre IT-Sicherheit?

Zu dieser Fragestellung referierten vier Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten vor rund 90 Teilnehmern. In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel Informationssicherheit ist überhaupt möglich oder nötig?“ wurden die Erkenntnisse des ersten Informationssicherheitstages an der FH Wedel erörtert. Für Prof. Gerd Beuster, Leiter des Studiengangs IT-Sicherheit an der FH Wedel, war die Fachkonferenz ein gelungener Auftakt für weitere Veranstaltungen zum Thema. „Ich freue mich, dass die Tagung so gut besucht war und wir Expertinnen und Experten aus der Praxis mit unseren Studierenden bei spannenden Vorträgen und in anschließenden Gesprächen zusammenbringen konnten“, resümierte er.

Wie viel Informationssicherheit ist möglich?

Die vier Referenten widmeten sich nicht nur den aktuellen Bedrohungen für die IT-Sicherheit von Versicherungsunternehmen, sondern auch den Potenzialen, die die Entwicklungen in Informatik und IT-Sicherheit den Versicherungen bieten. Andreas Dondera von der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime des Landeskriminalamts Hamburg schilderte die Sicht der Polizei auf Cybercrime. Stefan Strobel, Geschäftsführer des auf Informationssicherheit spezialisierten Unternehmens cirosec GmbH, ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie gezielte Angriffe auf Unternehmen erkannt, verhindert und behandelt werden können. Nadine Schmitz, Senior Manager bei der KPMG AG, erörterte Lösungsoptionen für die Versicherungs-IT. Prof. Beuster gab einen Einblick in die Blockchain-Technologie und wie diese zukünftig von Versicherungen genutzt werden kann.

‚Smart Contracts‘ statt Versicherungsverträge?

„Die digitale Durchdringung aller Lebensbereiche stellt etablierte Geschäftsmodelle der Versicherungen infrage“, stellte Prof. Beuster fest. „Auf Blockchains basierende ‚Smart Contracts‘ könnten neue Vertragsmodelle für Versicherungen ermöglichen. Dies ist jedoch umstritten“, erläuterte er weiter. Blockchains sind Datenbanken, die mittels spezieller kryptografischer Verfahren vor einer nachträglichen Manipulation geschützt werden. Prof. Beuster führte ein studentisches Projekt mit prototypischen Anwendungen von ‚Smart Contracts‘ als Beispiel an. Darin wurden dezentrale, manipulationssichere Computerprogramme entwickelt, die ähnlich wie bei klassischen Verträgen garantieren, dass vorab definierte Vorkommnisse im Ereignisfall zwingend bestimmte Folgen nach sich ziehen. So wurde als Prototyp ein ‚Smart Contract‘ für eine Versicherung gegen Flugverspätungen realisiert. Im Modell überweist der Kunde an den ‚Smart Contract‘ einen digitalen Geldbetrag und gibt eine Flugnummer an. Ist der Flug verspätet, erhält der Kunde automatisiert eine Auszahlung. Die Blockchain-Architektur garantiert, dass der einmal geschlossene Vertrag in keinem Fall widerrufen werden kann.

Die erstmalige Zusammenarbeit der FH Wedel mit dem Verein zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Hamburg brachte Expertinnen und Experten aus Versicherungsunternehmen sowie der IT-Branche mit Studierenden zusammen. Die Hochschule bildet seit dem Wintersemester 2014/2015 in ihrem Master-Studiengang IT-Sicherheit junge Informatiker zu Sicherheits-Experten aus. Der Bedarf an Spezialisten in diesem Fachgebiet ist immens. „Die Chancen der Digitalisierung kann man nur nutzen, wenn man auch die Informationssicherheit im Griff hat“, kommentierte Prof. Markus Warg, Vorsitzender des Vorstands des Vereins zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Hamburg. „Die Fachkonferenz war eine inspirierende Plattform für eine branchenübergreifende Diskussion.“