„Eine gute Idee zu haben, reicht noch lange nicht aus“

Dr. Florian Schatz leitet zusammen mit Dr. Jan-Paul Lüdtke den Studiengang E-Commerce an der Fachhochschule Wedel. Er unterrichtet nicht nur E-Commerce und Entrepreneurship, sondern tritt auch als Speaker bei einschlägigen Veranstaltungen auf. Außerdem unterstützt er zusammen mit Dr. Lüdtke Studierende dabei, eigene Start-ups zu gründen.

Dr. Florian Schatz leitet zusammen mit Dr. Jan-Paul Lüdtke den Studiengang E-Commerce an der Fachhochschule Wedel. Er unterrichtet nicht nur E-Commerce und Entrepreneurship, sondern tritt auch als Speaker bei einschlägigen Veranstaltungen auf. Außerdem unterstützt er zusammen mit Dr. Lüdtke Studierende dabei, eigene Start-ups zu gründen.
 

FH Wedel: Herr Dr. Schatz, Sie leiten zusammen mit Dr. Jan-Paul Lüdtke den Studiengang E-Commerce. Sie beide verbindet nicht nur Ihre Dozententätigkeit, sondern auch Ihre Erfahrung als Gründer: Sie beide haben – unabhängig voneinander – erfolgreich eigene Unternehmen gegründet. Kann man Gründen lernen?
 

Dr. Florian Schatz: Natürlich kommt Jungunternehmern mit eigenen Geschäftsideen zugute, wenn sie Erfahrung mitbringen oder die Bereitschaft, ihre eigene Komfortzone zu verlassen und Risiken einzugehen. Eine gute Idee zu haben, reicht jedoch noch lange nicht aus, um ein Start-up aus der Traufe zu heben. Hinter einem erfolgreichen Konzept steckt viel mehr. Und ja, das kann gelernt werden.
 

FH Wedel: Wie sieht dieser Prozess aus?
 

Dr. Florian Schatz: Natürlich steht eine gute Idee an erster Stelle. Doch die Rahmenbedingungen spielen auch eine Rolle. Beispielsweise ist ein strukturierter Prozess wichtig. Oder in kleinen Schritten zu arbeiten. Beispielsweise kann man Hypothesen über das eigene Geschäftsmodell aufstellen und diese vertesten, beispielsweise am Kunden. Daraus schöpft man wiederum Wissen, um danach weitere Hypothesen aufzustellen. Außerdem ist es wichtig, das Geschäftsmodell flexibel zu halten, da man die eigene Idee nicht überschätzen sollte. Es macht Sinn, zuerst zusammen mit dem Kunden herauszufinden, ob das digitale Produkt auch wirklich das ist, was der Kunde braucht.
 

FH Wedel: Überall liest man von Lean Thinking oder Lean Innovation. Diese Begriffe spielen auch in Ihrer Lehre eine Rolle. Was hat es damit auf sich?
 

Dr. Florian Schatz: Ein schneller Innovationsprozess kann dabei helfen, ein Produkt erfolgreich in den Markt einzuführen. Unsere heutige Arbeitswelt verändert sich durch die Digitalisierung derart schnell, dass Trends schon nach kürzester Zeit wieder veraltet sein können. Daher versucht man, möglichst schnell ein erstes, in unserem Falle oft digitales Produkt zu bauen und es dann dem Kunden zu zeigen. Aus der Art, wie es der Kunde verwendet, können wir Rückschlüsse ziehen und das Produkt weiter anpassen.
 

FH Wedel: Anfang Mai haben Sie im InoovationCamp zusammen mit anderen Dozenten und Unternehmensvertretern Studierende dabei unterstützt, innerhalb kürzester Zeit aus ersten Ideen überzeugende Geschäftsmodelle zu machen. Die Studierenden haben dabei beispielsweise mit Personas und Persona-Empathy-Maps gearbeitet. Was ist das genau und was bringt das?
 

Dr. Florian Schatz: Mit Hilfe von Personas und Persona-Empathy-Maps wird der Kunde aus verschiedenen Richtungen erfasst und seine Bedürfnisse näher beschrieben. Ein Beispiel für eine Persona wäre Linda, 18 Jahre, Schülerin, schlank, modebewusst, lebt in der Stadt, trägt gerne Glitzeroberteile, liest die Glamour. Oder Hans-Günther, 52, zwei erwachsene Kinder, Frührentner, untersetzt, liest gern die Bild, raucht und ist passionierter Heimwerker. In der Persona-Empathy-Map schauen wir nun auf verschiedene Bereiche und überlegen, was unser Nutzer hört, sagt, sieht, denkt und fühlt. Auf diese Weise können wir uns ganz gut unserer Zielgruppe nähern und vor allem den Kunden in Verbindung mit dem Produkt bringen: Passt das Produkt überhaupt zu seinem Leben und seinen Bedürfnissen? Oder wie spreche ich den Kunden überhaupt an?
 

FH Wedel: An der FH Wedel haben schon etliche Absolventen eigene Start-ups gegründet. Dr. Lüdtke und Sie greifen Jungunternehmern an der Hochschule unter die Arme. Welche Art von Hilfestellung dürfen Studierende erwarten?
 

Dr. Florian Schatz: Neben der Lehre, die ja auch ein gewisses Spektrum der Themen abdeckt, beispielsweise die Veranstaltungen zu Entre- und Intrapreneurship, bieten wir Beratungsgespräche und Meet-ups an. Beispielsweise können wir ganz konkret bei der Antragstellung oder sonstigen Fördermöglichkeiten helfen. Der erste Schritt ist aber meist ein kleines Coaching. Hier stellen wir oft fest, dass die Studierenden schon viel zu fest in einer Idee stecken und erst einmal einen Schritt zurückgehen müssen. Beispielsweise sollten sie sich zuerst Gedanken über die Abgrenzung zur Konkurrenz machen. Der nächste Schritt ist dann oft schon die Formulierung der Idee für einen Antrag zur Finanzierung.
 

FH Wedel: Sie geben Ihre Erfahrung als Gründer nicht nur an Studierende weiter, sondern auch an ein interessiertes Publikum. Beispielsweise halten Sie auf dem Waterkantfestival in Kiel einen Workshop zum Thema „Learning Entrepreneurhip“. Was erwartet die Teilnehmer?
 

Dr. Florian Schatz:  In meinem Workshop zeige ich auf, mit Hilfe welcher Lehrformate wir das Gründen unterrichten und welche „Werkzeuge“ für Gründer wichtig sein könnten. Grob gesagt führe ich Ideen und Methoden auf, mit denen man das Gründen "lernen" kann. Darüber hinaus hoffe ich auf eine lebhafte Diskussion mit Teilnehmern, die sich auch mit dem Thema beschäftigen oder auch selbst schon gegründet haben.
 

Das Waterkantfestival findet vom 14. - 15. Juni in Kiel statt. Es ist ein Festival für Gründer, Freidenker, Erfindet und Influencer. Dr. Florian Schatz hält am Freitag, den 15. Juni um 16 Uhr den Workshop „How to teach Entrepreneurship“. Das Ticket kostet für Studierende 25 Euro.
www.waterkant.sh