"Ein halbes Jahr dort zu leben und richtig in das spanische Flair einzutauchen, ist einzigartig."

Eckdaten

Name: Marcel Evers
Universität: Universitat Internacional de Catalunya
Zeitpunkt: Wintersemester 2019/20
Dauer: 5 Monate

Wie ist die Entscheidung für diese Partneruniversität gefallen?

Barcelona war zwar nicht mein Hauptwunsch, aber da die Semesterzeiten an manchen anderen Partneruniversitäten sich mit denen der FH Wedel überschneiden, war Barcelona dann schon meine erste Wahl. Außerdem reizte es mich sehr noch eine Weltsprache zu lernen und habe somit auch meinen Spanischkurs dort begonnen.
Neben den Gründen der Bildung spielte natürlich auch die Stadt Barcelona an sich eine sehr große Rolle. Gerade durch ihren internationalen Charakter und sehr quirlige und lebendige Kultur hat mir diese Stadt sehr gefallen und die Zeit in den Straßen wurde nie langweilig.

Vorbereitungen für ein Visum

Ein Visum ist für Spanien nicht notwendig - einzig für die Nutzung der Stadträder brauchte man eine NIE Nummer, die man aber auch durch lange Behördenwege umständlich besorgen kann.

Für die FH Wedel sollte man jemanden finden, der einem die Post öffnet oder eine andere Zustelladresse angibt, da die Rechnung für das Auslandssemester nur per Postweg gesendet wird und dort eine eher kurze Kulanzzeit zur Begleichung derRechnung gilt. Außerdem unbedingt daran denken, sich für das Semester an der FH Wedel zurückzumelden - dazu auch beachten, dass man vorher den Studierendenwerksbeitrag überweisen muss.

Für das Learning Agreement (LA) und Great Agreement (GA) ist das International Office immer die erste Anlaufstelle. Sie helfen dort wunderbar, wenn es um die Kurswahl, Kursänderungen oder um Erasmus geht. Für das LA wählt man noch an der FH Wedel seine Kurse anhand einer Kursliste und einem Stundenplan, der leider sehr kurzfristig erst zur Verfügung steht. Damit das LA auch an der UIC angenommen wird, müsst ihr zunächst auch alle 30ECTS mit den angebotenen Fächern füllen - Sprachkurse wählt man dann vor Ort und man ändert zusammen mit der Administration das LA. In unserem Fall war auch nur einmal Wechseln erlaubt, so musste man sicher sein, dass alles geht (zb. keine Überschneidungen). Für Erasmus muss man sich noch bei OLS anmelden und dort sowohl vor der Reise als auch danach einen Sprachtest machen - das ist Voraussetzung für das Erasmus+ Programm.

Vorbereitungen für Flug und Unterkunft

Den Flug nach Barcelona habe ich ungefähr einen Monat vor meiner Abreise gebucht. Sollte man die Möglichkeit haben noch früher zu buchen, kann man sehr günstige Flugtickets bekommen. Die Airlines RyanAir und Vueling fliegen ab Hamburg und man bekommt auch problemlos kurzfristig einen Flug. Wichtig hierbei war auch, dass das Semester bereits vor dem Einführungstag beginnt, wenn man Fächer aus dem dritten oder vierten Jahr gewählt hat.

Eine Unterkunft habe ich im Voraus gebucht. Hier kann ich aber eher weniger Tipps geben, da ich mit meiner Freundin ein Studio (ein großes Zimmer) gemietet hatte und das preislich top war. Anhand der Erfahrungen meiner Kommilitonen kann ich aber sagen, dass es schon sinnvoll ist, sich im Vorhinein eine WG zu suchen. Hier gibt es einige, die auch nur aus Erasmus-Studenten bestehen und es ist eine tolle Erfahrung, mit all den verschiedenen Kulturen zusammenzuleben. Alternativ könnte man erst einmal eine Woche im Hostel wohnen und sich vor Ort etwas suchen.

Die Kosten für die Unterkunft betrugen 450€ pro Monat. Je nach Unterkunftsstandard kann man mit Kosten zwischen 400 - 600 € im Monat rechnen.

Besonders empfehlenswerte Stadtteile sind El Born, Sant Pere (beides typische Kleingassen-Gegenden) und Gracia (kleine Schanze von Barcelona). Neben der nicht so weit entfernten Lage zur der Uni (vom Plaza Catalunya ca. 15-20 min) ist auch das Ambiente und Nachbarschaftsleben dort sehr interessant.

Bewerbung und ggfs. Erasmus+ Förderung

Die Bewerbung für das Erasmus Programm ist sehr gut geführt, sodass man da eigentlich nichts falsch machen kann. Die Hilfe vom International Office ist dort sehr groß und man muss einfach nur machen, was sie sagen, dann ist das gar kein Problem. Zu Beginn macht man einen OLS Sprachtest, den man auch am Ende zu einer bestimmten Frist "wiederholt" um zu sehen, wie sich die Sprache verbessert hat. Hierbei geht es allerdings nur um Englisch, wo ich nicht sagen kann, dass sich für mich die Sprache groß verändert hat, denn die Spanier sind nicht wirklich alle gut in Englisch (auch die Professoren). Dazu müssen dann noch zwei Erfahrungsberichte eingereicht werden - ein für das Erasmus Programm und einer für die FH Wedel.

Kurswahl und Klausuren

Die Kurswahl gestaltete sich unkompliziert. Im Rahmen der Bewerbung musste man im Voraus Kurse aus dem Kursprogramm der Universitat Internacional de Catalunya (UIC), im Umfang von 30ECTS, wählen und mit unserem International Office abstimmen. Auch Änderungen werden dann vor Ort mit der UIC und der FH Wedel angesprochen und im Learning Agreement eingetragen.
Meine Kurse waren sehr unterscheidlich:

  • Human Thought (6ECTS): Eine Mischung aus Philosophie und Soziologie - ein junger Professor, dessen Vorlesung erst im Nachhinein einen roten Faden enthält. Die Anwesenheit wurde durch mehrere spontane Tests während einer Vorlesung kontrolliert. Eine große Gruppenpräsentation über ein Ethisches Problem, dazu eine Dokumentation von 1500 Wörtern, sowie 3 Essays während des Semesters zwischen 500 und 800 Wörtern. Das Final war unterteilt und kürzer, wenn man den Midterm im Oktober mit 7/10 Punkten bestanden hatte.
  • Business Law (6ECTS): Spanisches Unternehmensrecht mit etwas Europäischem Recht. Mich hat es persönlich interessiert, allerdings behandelt es im großen nur Spanisches Recht. Die Professorin hatte nicht das beste Englisch und war mit der Anwesenheit sehr akribisch. Hier gab es auch einen Midterm und ein Final, dazu eine 5 bis 10-minütige mündliche Präsentation über ein frei wählbares rechtliches Vergehen von Unternehmen.
  • Marketing 1 (6ECTS): Grundlagen des Marketings, eigentlich recht interessant, auch wenn man davon vieles kennt. Die Vorlesung hat einen guten roten Faden, den man in einem Gruppenprojekt komplett einmal abarbeiten muss. Man musste ein frei gewähltes neues Produktes auf allen Marketing-Aspekten analysieren, dies dokumentieren und vorstellen. Außerdem gab es während der Vorlesung manchmal Gruppenarbeiten. Final und Midterm wie auch in den anderen.
  • Advanced Excel (3ECTS). Programmieren mit VBA in Excel. Eigentlich sehr interessant und auch in der Theorie an Aufgaben und Vorlesung sehr gut gemacht. Leider hatten wir da einen Aushilfsprofessor, der aus der Wirtschaft kam und sich nicht wirklich gut mit dem Stoff und der Vorlesung, aber vorallem mit unseren Fragen, auseinandergesetzt hat. Viele Hausaufgaben und Abgaben, ein großes Team-Projekt, in dem man alles Gelernte praktisch anwenden sollte (das war gut) und ein Final am PC (Open Book und man kann seinen eigenen Laptop nutzen). Auf alle Fälle zu viel Aufwand im Vergleich zu den Credit-Points.
  • Organization Behaviour (3ECTS). Unternehmenspsychologie. Ich fand es sehr interessant, liegt aber vielleicht auch an einem persönlich. Ganz entspannte Unterrichtsatmosphäre, sehr nette Professorin. Auf alle Fälle immer hin gehen und mitschreiben, dass man weiß was drankommt und damit sie einen persönlich kennt. Das Final Exam am Ende ist mit wenig Aufwand zu bestehen und es gibt eine große Gruppenpräsentation über ein psychologisches Thema in Unternehmen.
  • Spanisch (5ECTS): Kleine Gruppen mit Studenten aus vielen verschiedenen Ländern. Ganz nette muttersprachige Lehrerin, die leider nicht immer wusste, wie sie es auf Englisch erklären soll. Der Kurs kostet zwar Geld, aber es lohnt sich sehr, die Sprache zu lernen, wenn man in dem Land lebt. Zwei schriftliche Ausarbeitungen, eine Präsentation und ein Final. Das variiert aber von Kurs zu Kurs.
  • Einführung Katalan (1.5 ECTS): Eine Woche, jeden Tag drei Stunden Einführung in die Sprache und Kultur der Katalanen. Entspannt und sehr nett gemacht, aber ein Kampf mit dem Institut, das bei uns anerkennen zu lassen.

Campusleben und Sprache

Das Leben am Campus, ist mit der FH Wedel eigentlich gut zu vergleichen. Man lernt durch die Kurse viele Leute kennen, aber auch gerade die Erasmus Studenten bzw. Incomings. Das liegt insbesondere daran, dass wir die Kurse aus vier Jahren zusammenstellen. Die Erasmus Studenten sind dann in einer Art Klassensystem zusammen. Das spaltet leider die Uni ein wenig, was einen aber keine Sorge machen sollt, da dort sehr sehr viele ausländische Studenten aufgenommen werden.

Die Sprache an der Uni ist eigentlich Englisch, wenngleich viele Professoren das nicht wirklich gut sprechen und sogar in Vorlesungsfolien viele Fehler auftauchen. Man kann aber sagen, dass es einem in den Klausuren hilft, da man mit seinen Englischkenntnissen gut aufgehoben ist. Auf dem Campus selbst ist Spanisch die Hauptsprache, da an der Privatuniversität die Studenten aus ganz Spanien kommen. In der Stadt ist dann aber Katalan sehr vorherrschend, was man wirklich nicht verstehen kann, da es eher in Richtung Französisch geht als Spanisch. Aber die Einheimischen merken dann schnell, dass man eher Spanisch oder Englisch mit einem reden sollte.

Das Leben vor Ort und Tipps

Meiden sollte man in dieser Stadt nur spät abends allein durch El Born zu gehen oder nachts in der Bahn einzuschlafen. Wir haben viele Diebstähle mitbekommen, aber wenn man sich da einfach etwas vorsichtiger verhält, ist das kein Problem.
Die Stadt an sich hat viele schöne Ecken. Geheimtipps sind dort eher Gracia, ein wenig wie die Schanze von Hamburg, die Bunker del Camel, ein wunderbarer Aussichtspunkt, an dem man die ganze Stadt sehen kann. Insbesondere bei Sonnenuntergang ist man dort nie allein. Außerdem sollte man in El Born und Sant Pere jede noch so kleine Straße einmal mitgenommen haben, weil sich immer wieder was neues kleines entdecken lässt.

Fazit

Barcelona ist auf alle Fälle eine Reise wert. Aber ein halbes Jahr dort zu leben und richtig in das spanische Flair einzutauchen ist einzigartig. In Verbindung mit der Uni und den vielen Erasmus Studenten war es eine grandiose Erfahrung, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Man muss sich mit dem etwas praxisorientierten Studieren etwas arrangieren, aber da nicht aller Druck auf nur einer Klausur liegt, kann es für viele auch wesentlich entspannteres Lernen sein. Und zur Stadt selbst bleibt einem nur zu sagen, dass man es selbst unbedingt erleben muss!