"Eine unbeschreiblich tolle Erfahrung"

Eckdaten

Name: Tobias Manigel
Universität: Universitat Internacional de Catalunya, Barcelona, Spanien
Zeitpunkt: Wintersemester 2017/2018
Dauer: 4 Monate

Wie ist die Entscheidung für diese Partneruniversität gefallen?

Barcelona war für mich die attraktivste Stadt unter den Erasmus-Förderungsmöglichkeiten, da Barcelona sehr international ist; es ist immer etwas los und die Wetterbedingungen sind auch im Winter sehr gut. Außerdem hat es sich dadurch angeboten, Spanisch zu lernen.

Vorbereitungen für ein Visum

Es wird kein Visum für Spanien benötigt.

Vorbereitungen für Flug und Unterkunft

Vor der Abreise Anfang September solltet man sich nicht allzu viele Gedanken machen, da sich das Meiste bezüglich Wohnung, Stundenplan und Ablauf in der Uni vor Ort klärt.

Meinen Flug habe ich einen Monat vor dem Semesterstart über die Internetseite "Skyscanner" gebucht. Direktflüge von Hamburg nach Barcelona werden von den Airlines "Ryanair", "Eurowings" und "Vueling" angeboten. Wenn man rechtzeitig bucht, kann man auch schon Flüge ab 20 Euro ergattern.

Empfehlenswert ist es, bereits in Deutschland kurz vor der Abreise diverse Vermieter zu kontaktieren, um bereits Wohnungsbesichtigungen bzw. Zimmerbesichtigungen zu arrangieren.

Für die erste Woche in Barcelona hatte ich mir von Deutschland aus ein 8-Bett-Hostelzimmer gebucht, um von dort aus auf Wohnungssuche zu gehen. Auch wenn es etwas nervig ist, mit seinem Gepäck für 5 Monte in einem 8-Bett Zimmer zu schlafen, ist die Umgebung eines Hostels denke ich von Vorteil, da man vor Ort möglicherweise andere Austauschstudenten kennenlernt, die ebenfalls auf Wohnungssuche sind. Möglicherweise ist es dann auch möglich eine komplette Wohnung zusammen zu mieten.

Für die Wohnungssuche eignen sich die Internetseiten: www.idealista.es, www.fotocasa.es, sowie die App „Badi“ (eine Art „Tinder“ für die Wohnungssuche). Es empfiehlt sich möglichst viele Vermieter zu kontaktieren und dann möglichst auch auf Spanisch, da viele Vermieter aufgrund schlechter Englischkenntnisse sonst nicht zurückschreiben.

Die Vermittlungsagentur „RESA-Housing“, welche von der Universität in Barcelona empfohlen wird, kann ich nicht empfehlen. Anfang September hatte die Agentur nur noch sehr wenige Wohnungen bzw. Zimmer verfügbar und entweder lag die Unterkunft zu weit außerhalb oder das Preis-/Leistungsverhältnis der Zimmer hat meiner Meinung nach nicht gestimmt. Außerdem fallen bei einer Vertragsschließung Vermittlungsgebühren an.

Generell kann man sagen, dass die Wohnungspreise bzw. Zimmerpreise in Barcelona vergleichbar sind mit denen in Hamburg, wenn nicht sogar etwas teuer. Meiner Meinung nach bekommt man unter 400 Euro/Monat kein Zimmer, in dem man sich für 5 Monate wohl fühlt.

Von der Lage her eigenen sich gut die Stadtteile Gracia, Eixample, Sant-Gervasi, Barrio Gothic El Raval oder El Born.

Letztendlich habe ich ein Zimmer für 550 Euro/Monat direkt am „Placa de Catalunya“ gefunden. Zufälligerweise war die Vermieterin auch aus Deutschland und die Wohnung ist komplett renoviert. Die Zimmer sind sehr sauber, relativ groß, ausgestattet mit eigenem Waschbecken und Kühlschrank und jedes Zimmer hat einen Balkon mit Aussicht auf die Rambla. Bei Bedarf kann ich gerne den Kontakt weiterleiten. Es können allerdings keine Partys in der Wohnung gefeiert werden, da die Vermieterin auch in der Wohnung wohnt. Sie ist aber sehr selten da gewesen.

Metro-Ticket:
Für alle Studenten, die unter 25 Jahre alt sind lohnt sich für die ersten Monate das T-Joven Ticket. Dieses Ticket kostet 105 Euro und ist 90 Tage gültig. Danach sollte man sich 10er-Karten (T-10) kaufen, sofern nicht weitere 90 Tage benötigt werden. Diese kosten 9,95 Euro.

Bewerbung und ggfs. Erasmus+ Förderung

Das International Office hat eine Schritt-für-Schritt Anleitung für den Bewerbungsprozess bereitgestellt. Diese Anleitung muss man einfach befolgen und im Anschluss kommt einige Monate später einen Annahmebescheid der UIC Barcelona.

Des Weiteren muss ein Learning-Agreement mit dem International Office in Wedel vereinbart werden. Dieses lässt sich allerdings in den ersten Wochen vor Ort in Barcelona noch ändern, falls einem ein bestimmter Kurs nicht besonders zusagt.

Meine Erasmus-Förderung habe ich Mitte Oktober von der FH Wedel in voller Höhe (1117 Euro) erhalten. Nachdem alle Arrival Forms der Erasmus-Studenten von der FH Wedel eingegangen sind, werden die Buchungen für das Förderungsgeld bearbeitet.

Kurswahl und Klausuren

Das Niveau an der UIC ist weniger umfangreich im Vergleich zur Fachhochschule Wedel. Die meisten Professoren sprechen einfaches, aber gutes Englisch, allerdings sind die Vorlesungen nicht wie typisch deutsche Vorlesungen aufgebaut. Die Vorlesung an der UIC sind vergleichbar mit dem deutschen Schulunterricht. Die Professoren stellen den Studenten öfters Fragen und manchmal wird auch eine Diskussion geführt. Somit gibt es in manchen Fächern auch eine mündliche Note, welche aber nur 10-20% der Gesamtnote ausmacht. Während des Semesters gibt es außerdem diverse Abgaben von Assignments und fast in jedem Fach ein Mid-term Exam. Außerdem herrscht in jedem Fach eine Anwesenheitspflicht von 80%.

Auch wenn dieses Bildungssystem etwas anders ist als in Deutschland, ist dies meiner Meinung nach kein Grund nicht nach Barcelona ins Ausland zu gehen. Barcelona hat so viel zu bieten und man hat das ganze Semester gutes Wetter.

Die Kurswahl in Barcelona hat sich meiner Erfahrung nach sehr schwierig gestaltet. Die UIC sendet den Stundenplan erst sehr kurzfristig vor dem Semesterstart an die Austauschstudenten. Außerdem ist es nicht so einfach alle gewünschten Kurse zu belegen, da es oft Überschneidungen in den Timeslots gibt. Somit muss man, um auf 30 ECTS zu kommen, ggf. auch Kurse nehmen, die einem möglicherweise nicht so zusagen.

Im Folgenden habe ich alle meine gewählten Kurse aufgelistet mit einer kurzen Erklärung:

Business Ethics (3 ECTS)
Es geht grundsätzlich um das richtige Verhalten von Führungspositionen. Es war relativ schwer dem Professor zwei Stunden aufmerksam zuzuhören, allerdings ist es einfach eine gute Note zu bekommen.

Organizational Behaviour (3 ECTS)
Das Fach ähnelt „Business Ethics“. Es wird allerdings mehr darauf fokussiert, wie eine gute Arbeitsorganisation entsteht, als darauf welche Charaktereigenschaften ein Manager haben sollte. Auch hier ist es relativ einfach eine gute Note zu bekommen.

European Law (3 ECTS)
Für mich persönlich eines der interessantesten Fächer. Es gibt kein Mid-term Exam, das Final Exam zählt 70% und ansonsten muss man kleine Assignments während des Semesters schreiben.

Econometrics (3 ECTS)
Sehr schwer nachzuvollziehen aufgrund des Professors. Schlechtes Skript. Meiner Meinung nach nicht zu empfehlen.

Economic History (6 ECTS)
Eines der anspruchsvollsten Fächer, allerdings auch interessant. Während des Semesters gibt es sehr viele Gruppenarbeiten und Abgaben. Die Professorin ist sehr streng.

Marketing 1 (6 ECTS)
Das Fach hat Spaß gemacht. Im Laufe des Semesters sind viele Hausaufgaben (Case Studies) zu bearbeiten, aber die Professorin bewertet gut.

Human Thought (6 ECTS)
Gefühlt hatte das Fach für mich keinen Inhalt. Jede Stunde wurde über ein anderes Thema in einer Klassendebatte diskutiert. Das Fach ähnelt dem Philosophieunterricht in der Schule. Mir hat das Fach nicht besonders Spaß gemacht und ich würde es deshalb ebenfalls nicht empfehlen.

Campusleben und Sprache

Die Universitat Internacional de Catalunya (UIC) ist eine kleine private Uni, die sich im Stadtteil Sarrià – Sant Gervasi befindet. Vom Placa Catalunya fährt man mit der S-Bahn ca. 15 Minuten bis zur Station „Sarrià“. Von dort aus muss man noch ca. 15 Minuten bergauf zu Fuß zurücklegen. Die Vorlesungen beginnen frühestens um 8 Uhr und enden spätestens um 14 Uhr. Nachmittags und abends bleibt also genügend Zeit für Freizeitaktivitäten.

In Barcelona kommt man eigentlich gut mit Englisch aus, allerdings gibt es auch Situationen bei denen es von Vorteil ist Spanisch sprechen zu können, wie z. B. bei der Wohnungssuche.

Sprachkurse wurden an der UIC Barcelona angeboten, allerdings gibt der Sprachkurs nur 5 ECTS. Ich wäre nicht auf 30 ECTS gekommen, wenn ich den Sprachkurs belegt hätte. Es gibt allerdings einen Einsteigerkurs in Katalanisch für 1 ECTS. Dies hatte ich leider zu spät erfahren.

Am Uni-Campus gibt es diverse Sport- und Freizeitaktivitäten. Soweit ich weiß, hat aber keiner meiner Freunde bei den Aktivitäten mitgemacht, da diese erst am Nachmittag stattfinden. Dazu kommt, dass die Uni nicht im Zentrum von Barcelona liegt und man deshalb extra in der Uni bleiben müsste.

Das Leben vor Ort und Tipps

Barcelona ist eine sehr belebte und internationale Stadt in der eigentlich egal zur welcher Tageszeit immer etwas los ist. Woran man sich am Anfang erst einmal gewöhnen muss, ist das zeitversetzte Leben in Spanien. Die Spanier gehen erst gegen 21 Uhr abends essen und kommen meistens 15-30 Minuten zu spät zu Verabredungen.  Viele Restaurants, vor allem in Gracia, öffnen dementsprechend auch erst um 20 Uhr. Barcelona hat aber viele tolle und gemütliche Restaurants zu bieten. Empfehlen kann ich unter anderem das „Toyo“ in Gracia (All-you-can-eat Sushi für 15 Euro), Els Pinxus in Sant Gervasi (sehr gute Tapas) und „Bacoa“ (gute Burger).

Zum Anfang des Auslandssemesters lässt es sich in Barcelona sehr gut am Strand aushalten. Entweder man fährt direkt an die „Barceloneta“, es gibt aber auch etwas ruhigere Strände wie der „Playa de la Nova Icaria“ oder der „Playa de Bogatell“. Außerhalb von Barcelona gibt es ebenfalls schöne Strände, unter anderem die Strände in Badalona, in Castelldefels oder in Sitges. Bis Ende Oktober konnte man auch noch baden gehen bei einer angenehmen Wassertemperatur.

Eine der besten Aussichten über ganz Barcelona hat man vom „Tibidabo“ und von den „Bunkers de Camel“. Auf den „Bunkers de Camel“ lässt es sich auch gut mit Freunden und einem Picknick aushalten.

Nicht verpassen sollte man das „La Mercè“, das größte Straßenfest Barcelonas, welches Ende September über 4 Tage stattfindet. Überall in der Stadt finden Konzerte und Veranstaltungen statt. Empfehlenswert sind vor Allem die Konzerte am „Playa de Bogatell“ und am „Placa Espanya“, sowie das abschließende Feuerwerk.

Man sieht Barcelona hat viel zu bieten und man findet immer eine passende Aktivität für den Tag, denke ich.

Nightlife:
Barcelona hat nicht nur kulturell aufgrund der zahlreichen Bauten von Gaudí viel zu bieten, sondern ist auch perfekt geeignet um Party zu machen oder sich entspannt in einer Bar mit Freunden zu treffen.

Das Nightlife in Barcelona geht ebenfalls sehr spät los. Zum Vorglühen trifft man sich normalerweise erst ab 22 Uhr und zieht dann erst gegen 1:30-2:00 Uhr weiter in einen der zahlreichen Clubs. Mit Hilfe diverser Guestlists (z.B. Shazlist oder Scottlist) kommt man in die meisten Clubs bis 2:30 kostenlos rein. Danach muss man meistens 15 Euro Eintritt (inkl. einem Longdrink) bezahlen. Für einen Longdrink bezahlt man in der Regel 10-12 Euro, da die Getränkepreise in den Clubs sehr hoch sind. Empfehlen kann ich vor allem „Razzmatazz“ am Mittwoch und „Bling Bling“ am Donnerstag.

Gute Bars gibt es ebenfalls zahlreich in Barcelona. Empfehlen kann ich „L’Oveja Negra“, „Macera“, „Paradiso“, „Mint Bar“ und „Espit Chupitos/Espit Taverna“.

Empfehlungen für Reiseziele in Spanien:
Auch wenn es an der Uni eine Anwesenheitspflicht gibt, blieb für mich trotzdem Zeit zum reisen, da es im Wintersemester diverse verlängerte Wochenenden gab aufgrund diverser spanischer Feiertage.
Wir waren unter anderem in Sevilla, Malaga, Granada und Valencia. Am besten gefallen von diesen Städten hat mir Sevilla. Sevilla ist eine schöne Stadt mit kleinen Gässchen und einem typischen andalusischen Flair. Des Weiteren ist der Alcázar de Sevilla wirklich sehenswert.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester in Barcelona eine unbeschreiblich tolle Erfahrung war und unglaublich viel Spaß gemacht hat. Ich habe viele neue Freunde aus aller Welt kennengelernt, wodurch ich mich nun auch mehr mit der Welt bzw. Europa verbunden fühle.

Auch wenn mir meine Kurse und das Bildungssystem in Spanien nicht ganz so gut gefallen haben, habe ich dennoch meine Englisch- und Spanischkenntnisse verbessert und einige neue Dinge dazu gelernt. Außerdem blieb trotz der Anwesenheitspflicht genug Zeit, um in Spanien herumzureisen.

Sonstiges

Geht nach Barcelona! Ich denke Barcelona ist eine der besten Städte um ein Auslandssemester zu machen.