Vision des neuen Radfahrens

Studierenden-Team entwickelt smarten Fahrrad-Lenker im Auftrag von Dataport.

Wie bewegen wir uns zukünftig unfallfrei in unserer Stadt? Über mehrere Monate tüftelte das Team Dataport der Cross Innovation Class an einer Lösung, die für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt. Entstanden ist ein smarter Fahrradlenker "Saflr", mit dem sich Nicola, Daniel und Yaroslavna zuletzt einen Platz im Förderprogramm Call for Transfer sichern konnten. Wie gehts jetzt weiter? Das haben die Studierenden im Gespräch mit Mareike Borgstedt der Hamburg Kreativ Gesellschaft beantwortet. Daniel studiert im siebten Semester Smart Technology an der FH Wedel. Nicola und Yaroslavna studieren beide ebenfalls im siebten Semester Produkt Design an der AMD Akademie Mode & Design.

Nehmt uns doch zum Einstieg einmal mit an den Anfang des Projekts: Wie habt ihr eure Idee zu Saflr gefunden?

Nicola: Unsere Idee zu Saflr haben wir im Zusammenschluss mit Dataport gefunden. Wir haben uns am Anfang überlegt, welche Themen es zur Sicherheit im Straßenverkehr gibt. Was sind die Gefahren? Warum passieren Unfälle? Da ist uns aufgefallen, dass es unter vielen Unfallursachen einen Punkt gibt, den wir durchaus beeinflussen können: Das ist die Aufmerksamkeit. Denn es passieren zigtausend Unfälle, weil Verkehrsteilnehmer unkonzentriert sind.

Und wie kann man Schlafmützen im Straßenverkehr wachrütteln?

Nicola: Saflr setzt an zwei Punkten an: Zum einen rücken wir mit dem Produkt das Thema Aufmerksamkeit im Straßenverkehr wieder mehr in den Fokus. Zum anderen unterstützt Saflr die Verkehrsteilnehmer konkret dabei, sicher ans Ziel zu kommen.

Nämlich?

Daniel: Saflr ist ein Lenkergriff, der vibriert, sobald man sich einer Gefahrenzone nähert. Gleichzeitig sendet auch die App ein Warnsignal, indem sie die Gefahrenzone entlang der Route markiert. Wir sensibilisieren die Verkehrsteilnehmer also schon, bevor sie sich in eine brenzlige Situation begeben.

Eurer Projektpartner Dataport ist in sechs Bundesländern vertreten und ein wichtiger Akteur im IT-Dienstleistungsbereich. Wie habt ihr als Studierende eure Rolle gegenüber einem so großen Unternehmen gefunden?

Daniel: Wir hatten das Gefühl, auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden und eine tolle Ansprechpartnerin an unserer Seite. Sie ist für den Bereich Innovation zuständig, war immer für uns da, hat sich eingesetzt, neue Ideen mit eingebracht und ist selbst eine begeisterte Radfahrerin, was natürlich sehr gut gepasst hat. Wir wurden sogar eingeladen, um zu schauen, wie wir unsere Arbeit auch nach der Cross Innovation Class weiterführen könnten und wo man sich noch mit dem Projekt bewerben könnte. Darüber hinaus haben wir auch tolle Unterstützung durch unsere Dozenten und Mentoren an der Uni erfahren.

Was habt ihr aus dem Austausch mit Dataport gelernt?

Daniel: Dass ein großes Unternehmen beweglich, flexibel und innovativ sein kann und ein Interesse an studentischen Ideen hat. Dataport hat uns viel beim Thema Umgang, Beschaffung und Auswertung von Datenmaterial geholfen. Zum Beispiel hatten sie die Umweltdaten des Open Data Portal des Statistischen Bundesamts bereits im Blick. Da wären wir selbst nicht so schnell darauf gekommen. Überhaupt war Dataport in unseren Augen ein wahnsinnig dynamisches Unternehmen, wo die Mühlen keineswegs langsam mahlen.

Ihr seid in das Förderprogramm Call for Transfer von Hamburg Innovation aufgenommen worden. Wo steht ihr momentan mit eurem Projekt?   

Yaroslavna: Nach Semesterende hatten wir das Projekt eigentlich zur Seite gelegt und uns auf Uni und Job konzentriert. Die Bewerbung zur Förderung Call for Transfer lief da mehr so nebenbei. Doch als wir die Förderung dann bekommen haben, hat uns das einen Kick gegeben und die nötige Motivation weiterzumachen. Jetzt stehen wir wieder ein bisschen am Anfang: Wir wollen das Projekt analysieren und zurückschauen, was wir gemacht haben und neue Ideen entwickeln, um Saflr auf den Markt zu bringen und Kooperationspartner zu suchen.

Wie hilft euch das Förderprogramm bei den nächsten Schritten?

Nicola: Natürlich hilft es uns dabei, das Projekt finanzieren zu können. Wir haben uns natürlich auch selber eine Struktur gemacht. Wir geben regelmäßig Rückmeldung an Hamburg Innovation über den aktuellen Stand des Projektes. Am Ende steht dann das Schreiben eines Abschlussberichts an. Aber größtenteils liegt Saflr in unseren Händen.

Könnt ihr konkretisieren und uns eine kleine Sneak Peak geben, was die nächsten Schritte sind, die ihr jetzt angehen möchtet?

Nicola: Auf jeden Fall werden wir noch mal das komplette Design und auch die Funktion überdenken. Was macht wirklich Sinn? Was muss ausgebaut werden? Wir möchten auch schauen, wie wir eventuell für junge Menschen ein bisschen interessanter werden können.

Daniel: Einen weiteren Fokus werden wir auf die App legen. Der Lenkergriff ohne die App funktioniert nicht, beides soll aber miteinander kommunizieren. Anschließend kann man die App natürlich auch als eigenständiges Produkt sehr gut vermarkten.

Ihr habt gesagt, der nächste Schritt sei es, die jüngere Zielgruppe zu erreichen. Was wünscht euch für Saflr? Was ist das große Ziel?

Yaroslavna: Das große Ziel ist, unser Produkt auf der Straße zu sehen und dass wir etwas schaffen, was den Leuten tatsächlich hilft, Unfälle zu vermeiden.

Neben der Entwicklung eines Prototyps im Rahmen der Cross Innovation Class habt ihr auch Workshops und Methoden-Trainings besucht. Wie hat sich das auf eure Arbeit ausgewirkt?

Nicola: Die Methoden und ihre Nutzung waren eine große Hilfe, gerade bei dem Kreativprozess. Teilweise arbeiten wir in der Uni schon kreativ z. B. mit Design Thinking. Aber wir haben darüber hinaus auch anderen Methoden kennengelernt, und das hat wirklich den Horizont erweitert und uns noch mehr Input gegeben.

Yaroslavna: Ich erinnere mich z. B. an die Methode, bei der wir unsere Zielgruppe als eine Person vorstellen sollten. Das war sehr hilfreich, weil wir so die Nutzer/innen von Saflr gefunden und definiert haben.

Auf welche Meilensteine in eurem Projekt seid ihr besonders stolz?

Nicola: Es war eine wahnsinnig intensive Zeit, die wir an dem Projekt in der Cross Innovation Class gearbeitet haben. Wir sind richtig stolz auf die Präsentation am Ende, mit der wir den Preis für interdisziplinäre Zusammenarbeit bekommen haben. Aber der größte Meilenstein ist definitiv die Förderung durch Hamburg Innovation.

Welche Chancen und Herausforderungen habt ihr in den vergangenen Monaten innerhalb dieser interdisziplinären Teamarbeit erlebt?

Yaroslavna: Ich glaube, wir sind an dem Punkt, dass wir ehrlich miteinander sind, egal was gerade für den nächsten Schritt im Fokus steht. Ganz besonders wurde bei uns das Interesse an den anderen Disziplinen geweckt. Daniel ist sehr gut im Umgang mit Daten und Technik. Er ist unser Held, was das angeht, und wir freuen uns immer, wenn er uns Tricks verrät. Nicola kann sehr gut Visuelles und Grafisches beurteilen und ich habe einen Marketing-Background und kann somit von Verkaufsseite her argumentieren.

Gibt es eine Disziplin, die euch im Team fehlt und euch bei weiteren Schritten unterstützen könnte?

Yaroslavna: Nach dem heutigen Stand sind wir gut aufgestellt. Es kann natürlich sein, dass wir im Laufe des Projekts merken, dass wir noch weitere Qualifikationen bräuchten.

Welche Tipps würdet ihr studentischen Teams bei einer kollaborativen Arbeit mit an die Hand geben?

Yaroslavna: Traut euch mitzumachen und euch auszuprobieren. Motiviert euch selbst und andere. Und habt keine Angst! So war es zum Beispiel auch mit der Förderung bei uns. Wir sind nicht direkt davon ausgegangen, dass wir sie bekommen würden. Aber wir haben trotzdem gesagt: „Warum nicht?“ Dann investieren wir jetzt kurz die Zeit, fassen unser Projekt zusammen und bewerben uns. Das hat viel Arbeit gekostet, aber es hat sich am Ende ausgezahlt.

Über die Cross Innovation Class

Die Cross Innovation Class setzt dort an, wo Lehrpläne im Studium oftmals Lücken aufweisen – in der Entwicklung interdisziplinärer Kompetenzen für eine digitalisierte Arbeitswelt. In mehreren Teams arbeiten ein Semester lang Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und Hochschulen an der Entwicklung smarter Produkte anhand konkreter Aufgabenstellungen aus der Praxis. Der Arbeitsprozess beinhaltet neben der Ideenfindung eine ausführliche Entwicklungsphase der Prototypen. Zwei Jahrgänge der Cross Innovation Class gab es bereits, in denen Studierende der Fachrichtungen Smart Technology (FH Wedel), Produktdesign (AMD Akademie Mode & Design Hamburg), Digital Media (Leuphana Universität Lüneburg), Stadtplanung (HafenCity Universität) und Media Systems (HAW Hamburg) gemeinsam in Projekten tüftelten. Veranstalter der Cross Innovation Class ist die Hamburg Kreativ Gesellschaft.