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Ressourceneinsparungen durch Alarmstufendifferenzierung.

Im vorhergehenden Kapitel wurde der klassische Aufbau einer Antivireninfrastruktur und dessen Nachteile skizziert. Es wurde gezeigt, dass Systeme häufig unnötig viel Ressourcen zur Erkennung von Angriffen verbrauchen. Eine bloße Betrachtung der Naturvorgänge kann uns Lösungsideen zu diesem Problem liefern. Im Stresszustand kann ein Mensch unglaubliche Taten vollbringen. Gleichzeitig sind wir nicht in der Lage, uns in einem solchen Zustand über einen längeren Zeitraum aufzuhalten, denn dies bedingt einen überproportional hohen Ressourcenverbrauch. Ein ähnliches Prinzip könnte man bei der Erkennung von Angriffen nutzen. Ein Scanner kann permanent mit dem kompletten Satz von Signaturen und einer ressourcenhungrigen Heuristik arbeiten. Dieser "Dauerstresszustand" würde das System einigermaßen zuverlässig schützen. Nicht jedes Gerät verfügt jedoch über die Ressourcen[*], um sich in dem "Stresszustand" eine längere Zeit zu befinden. Auf der Hand liegt es deswegen, das System nur dann stark auszulasten, wenn dies wirklich notwendig ist. Im Folgenden wird dieses Prinzip anhand eines Models demonstriert.

Für ein System sind zehn Arten von Angriffen und deren Signaturen bekannt. Um ein ankommendes Datenpaket mit einer Signatur zu überprüfen braucht ein System eine Ressourceneinheit. Jedes dieser Systeme besitzt zehn Ressourceneinheiten und ist somit zwar in der Lage, alle zehn Signaturen im Speicher zu halten und die ankommenden Datenpakete damit zu überprüfen, hat allerdings in diesem Fall keine Kapazitäten mehr, um den anderen Aufgaben nachzugehen. Die natürliche Lösung besteht darin, das System nur mit einem Teil der bekannten Signaturen zu betreiben, so dass die Angriffserkennung nicht die kompletten Systemressourcen für sich beansprucht. In unserem Beispiel verwendet das System im Default-Zustand ("green") für die Signaturen drei Ressourceneinheiten. Sobald mehrere Warnungen von Seiten anderer Rechner bei diesem System ankommen, entscheidet sich es, in den Zustand "yellow" zu wechseln. Jetzt arbeitet dieses System mit einem erweiterten Signatursatz und hat zwar weniger freie Ressourcen zur Verfügung, kann dafür jedoch auch wesentlich mehr Angriffe erkennen. Die Alarmsstufe "red" bringt das System dazu, alle ihm bekannten Signaturen in den Speicher zu laden, so dass die für das System maximale Sicherheitsstufe erreicht worden ist. Abbildung 3 veranschaulicht dieses Prinzip.

 

Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der aktuellen Alarmstufe und dem verwendeten Signatursatz.

 

Das Senden von Malware-Warnungen an sämtliche Teilnehmer in einem Netzsegment (Broadcast) wäre keine gute Lösung, denn sie würde zu einer unnötig hohen Datenlast und zu einem potenziellen DoS führen, da auch ein Angreifer in der Lage wäre, die Warnmeldungen zu falsifizieren. Im nächsten Abschnitt setzen wir uns mit diesem und einigen anderen interessanten Problemen auseinander und betrachten die Leichtigkeit, mit der sie durch den Einsatz von Agentensystemen gelöst werden können.


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